Sonderausstellung

 Brückenhofmuseum

Die Aktion Stolpersteine in Königswinter

Die CJD Jugenddorf-Christophorusschule auf Spurensuche

„Es war Ziel der Nazis, nicht nur die Juden auszulöschen,
sondern auch die Erinnerung an sie.“

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Darum haben Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen im CJD sich im Rahmen des Religionsunterrichtes die Aktion Stolpersteine ausgewählt, um das Schicksal von Juden in Königswinter nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Stolpersteine sind übrigens
Gedenksteine, die in Bürgersteige eingelassen
sind. Sie sollen aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen. Sie sind Mahnsteine gegen das Vergessen der jüdischen Opfer des
Naziregimes. Namen und Lebensdaten der Opfer
sind darauf eingraviert.

Da ein solch großes Unterfangen alleine kaum zu bewältigen ist, war es hilfreich, dass dies auf Anregung und in Zusammenarbeit mit den
Mitgliedern des Heimatvereins Oberdollendorf
und Römlinghoven
möglich war. Dieser organisierte eine umfangreiche, sehenswerte Ausstellung im Brückenhofmuseum, die
jüdisches Leben über 60 Jahre nach der
Vertreibung und Ermordung der jüdischen
Mitbürger dokumentiert. Die Recherchen der
Schüler wurden anschaulich von Pfarrer Georg Kalckert

Stolpersteine, Bad Honnef, Linzer Straße 12

unterstützt. Herr Kalckert verfügt über    profunde Kenntnisse der Thematik, die er seit 32 Jahren aufarbeitet.

Die Zehntklässler hatten sich vorgenommen, über einige jüdische Familien in
Oberdollendorf und Königswinter, die früher getrennte Ortschaften waren, Informationen zusammen zu tragen. Sie wählten die Familien Cahn aus Königswinter, die Familie
Süskind aus Oberdollendorf und die Familie Levy, ebenfalls Oberdollendorf, aus.
Die Unmöglichkeit, heute eine lückenlose Dokumentation eines Schicksals zu
recherchieren, liegt auf der Hand. Die meisten der Zeitzeugen sind leider bereits
verstorben. Die wenigen Überlebenden aber unterstützten die Schüler sehr engagiert.


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Carola de Vries-Robles

So machte sich Carola de Vries-Robles, die Enkelin der Familie Süskind,
von Amsterdam, wo sie heute lebt, auf den Weg ins CJD. Dort erzählte
sie von ihrer Familie, ihrer eigenen Spurensuche nach Erinnerungen an
ihre Familienmitglieder und von dem, was sie aus ihrer Königswinterer
Zeit noch weiß.
Einzige Überlebende der Familie Cahn ist die damals nach England ausgewanderte Tochter Ruth Decker. Heute wohnt sie wieder in Deutschland. Sie konnte ihren Vater in letzter Minute vor dem
Abtransport durch die Nazis bewahren. Vater Cahn besaß in der
Hauptstraße von Königswinter einen Schuhladen. Er fühlte sich bis
zuletzt sehr sicher in seiner Heimat Königswinter. Das Haus steht auch
heute noch in der Fußgängerzone


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Günther Steeg

Auch Günter Steeg, der einzige noch lebende Nachfahre von Karoline
Levy, kam ins CJD, erzählte und stellte sich den Fragen der
Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen.
Besonders spannend war für die Schüler die Entdeckung, dass der heute 76-jährige Günther Steeg direkt gegenüber der Schule (Bushaltestelle Longenburg) versteckt, in einem Keller bei der Familie Groyen der Verfolgung und Ermordung durch die Nazis entging. Erstaunlich war
auch, dass das Verhältnis von Juden und Königswinterer Bürgern sehr
gut gewesen sein muss. Viele haben Juden mit Lebensmitteln versorgt,
als deren Lebensmittelmarken gestrichen wurden. Andere bewahrten Karoline Levy, so Günther Steeg , mehrfach vor der Deportation ins KZ, bevor die Nazis sie doch abholten.
Ebenso bemerkenswert war, dass der Dorfpolizist, bekennender Nazi, Günther Steeg und seine Mutter vor der drohenden Verhaftung warnte.

Ein jüdisches Ehepaar und ihre Tochter überlebten im evangelischen Pfarrhaus in Königswinter, geschützt von Pastor Hermann Röhrig und seiner Familie.
 
Neben den ausführlichen Gesprächen mit den Zeitzeugen und Pfarrer Kalckert,
sammelten die Schüler Informationen im Siebengebirgsmuseum und auf dem jüdischen Friedhof in Königswinter.

Das Ergebnis der Spurensuche der Schüler über die Juden von Königswinter liegt in einem Ordner als Teil der Ausstellung im Brückenhofmuseum aus.
Auf Dauer sollen an diese jüdischen Mitbürger Gedenksteine oder Tafeln erinnern.
In über 200 Orten in Deutschland hat der Künstler Gunter Demnig solche Gedenksteine in Bürgersteige eingelassen. Auf diese Weise gibt er jüdischen Opfern des Naziregimes
ihre Namen und ihre Lebensdaten zurück.
Neben anderen geplanten Aktionen, z.B. Gottesdienste zum Thema, sollen im Frühjahr
2007 die ersten Gedenksteine verlegt werden.

Pia Haase-Leh, Astrid Karres
Lehrerinnen am CJD
Im März 2007

 „Nein, Angst hatte ich keine...“ 
   Beitrag von Johanna Wilmsen, Schülerin am CJD