Sonderausstellung

 Brückenhofmuseum

Betroffenheit statt moralischer Schuldgefühle
AUSSTELLUNG
Anlässlich seiner Sonderausstellung “Jüdisches Leben in Königswinter” feiert das Heimatmuseum Brückenhof das Lichterfest “Chanukka”. Die meisten Besucher sind weit nach dem Krieg geboren

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Zeremoniell: Mit einer bestimmten Kerze, dem so genannten Diener, entzündet Eli Harnik die übrigen Kerzen.                              FOTO: FRANK HOMANN

Von
Guido Krawinkel

OBERDOLLENDORF.
„Schöne Chanukka" hieß es in diesem Jahr zum ersten Mal im Oberdollendorfer Brückenhofmuseum. Im Rahmen der Ausstellung „Jüdisches Leben in Königswinter" feierte man dort in Zusammenarbeit mit der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Bonn das jüdische Lichterfest, das an den Sieg der Makkabaer über die griechische Armee 169 vor Christus erinnern soll.
Die Griechen hatten den Tempel in Jerusalem damals zerstört, doch nachdem die Juden sie wieder vertrieben hatten, mussten sie feststellen, dass das Öl, mit dem der siebenarmige Leuchter, die Menora, brannte, nur noch für einen Tag reichen würde. Wie durch ein Wunder reichte es dann aber acht Tage, weshalb der Leuchter, den man an diesen Tagen verwendet, Platz für neun Kerzen hat. Eine Kerze ist der sogenannte Diener, mit dem die anderen Kerzen von Eli Harnik in einer kleinen Zeremonie angezündet wurden.
Begrüßt wurden die Besucher des Chanukka-Festes mit israelischem Wein und Kinderpunsch, außerdem gab es mit Berlinern, Goldtalern und Brezeln traditionelle Speisen für Groß und Klein. Für die kleinsten Besucher gab es im geräumigen Dachgeschoss des Brückenhofmuseums einen Maltisch und Zaubervorführungen, mit denen Eli Harnik sein staunendes Publikum fesselte.
Besichtigt werden konnten auch die übrigen Räume des Museums und auch Zeitzeuge Günther Steeg hatte es nicht nehmen lassen, wie jeden Sonntag im Rahmen der Sonderausstellung über das Leben der Juden in Königswinter als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
Lothar Vreden, Vorsitzender des Oberdollendorfer Heimatvereins, war angesichts des regen Publikumszuspruchs sehr zufrieden, sieht er doch das Konzept der Ausstellung und des Begleitprogramms, politische Geschichte auf eine lokale und alltägliche Ebene herunterzubrechen, bestätigt: „Nicht nur Königswinterer kommen in die Ausstellung, auch aus Köln, Krefeld und dem Ruhrgebiet waren schon Besucher da." Für die Menschen, die den Krieg nicht erlebt haben-- und das sind die meisten - eröffne sich mit der Darstellung des Alltäglichen eine neue Möglichkeit der Auseinandersetzung mit der Geschichte, die auch etwas Positives bewirken könne.
„Hier kommen die Leute nicht mit moralischen Schuldgefühlen raus", sondern eher, ergänzt Vredens Vereinskollege Fritz Kurz, mit Betroffenheit, weil sie sähen, „wie integriert die jüdischen Mitbürger waren und wie so etwas selbst in einem Dorf mit intakten Strukturen passieren konnte."

Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Königswinter läuft bis September 2007. Das Museum ist an jedem 1. und 2. Sonntag im Monat von 14.30 bis 17 Uhr; ab April bis September 2007 von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Die nächsten Ausstellungssonntage sind der 7. und 14. Januar 2007 von 14:30 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Quelle: General-Anzeiger vom 20.12.2006