Sonderausstellung

 Brückenhofmuseum

1933 wird zum letzten Mal die Ketuba gelesen
HEIMATVEREIN
Das Brückenhofmuseum öffnet wieder seine Ausstellung “Jüdisches Leben in Königswinter”

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Die letzte jüdische Hochzeit in Oberdollendorf fand 1933 statt. Damals vermählten sich Gerta Süskind und Alex Heiersberg, hier am Haus der Brauteltern an der Falltorstraße.
FOTO: PRIVAT

OBERDOLLENDORF.
Die letzte jüdische Hochzeit in der Synagogengemeinde Oberdollendorf fand 1933 statt: Damals vermählten sich Alex Heiersberg und die aus Oberdollendorf stammende Gerta Süskind. Ein Foto des glücklichen Brautpaares ist neu in der Ausstellung „Jüdisches Leben in Königswinter", die am kommenden Sonntag, 13. August, nachmittags wieder die Pforten öffnet.
„Besucher, die die Ausstellung schon gesehen haben, werden immer wieder etwas Neues darin finden", verspricht Lothar Vreden, der Vorsitzende des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven, welcher das Brückenhofmuseum trägt.
Das Sichern und Zusammentragen von Daten und Spuren nimmt offenkundig kein Ende: Immer wieder melden sich Nachfahren und Zeitzeugen bei Vreden, die mit weiteren Zeitdokumenten und Zeugnissen zur Vervollständigung des Bildes beitragen. Was allerdings aus den Hochzeitern Süskind-Heiersberg geworden ist, weiß auch Vreden nicht.
Tausende Daten hat das Museum bereits gesammelt und stellt sie zur Schau; sie wurden größtenteils von dem Düsseldorfer Ahnenforscher Theo Molberg recherchiert, der damit die Forschungsergebnisse von Manfred van Rey in dessen Buch „Leben und Sterben der jüdischen Mitbürger" ergänzte. Das Brückenhofmuseum zeigt etwa eine original Chuppa, den jüdischen Traubaldachin. Im Rheinland ist es Tradition, dass die Chuppa von vier unverheirateten Männern gehalten wird.
Unter dem Baldachin vollzieht der Rabbiner die Trauzeremonie: Er spricht den Segen über den Wein, die Brautleute trinken aus dem Becher. Der Ehevertrag, die Ketuba, wird vorgelesen und mit sieben Segenssprüchen über einen zweiten Becher Wein folgt die Vermählung - so geschehen 1933 auch in Oberdollendorf. Der Bräutigam zertrat dann das Glas. Der symbolische Akt erinnert an die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem und daran, dass Glück und Unglück dicht beieinander liegen.
Den jetzt im Brückenhof ausgestellten Baldachin hatten vor 20 Jahren die Eheleute Jutta und Jose Seligmann angefertigt. Die Oberdollendorfer Synagoge wurde am 9. und 10. November 1938 teilweise verwüstet und ausgeraubt und im Frühjahr 1939 abgerissen. Das Brückenhofmuseum zeigt auch ein Modell der Synagoge, das Karl Schumacher mit Computerunterstützung seines Sohnes Olaf Schumacher für die Ausstellung hergestellt hat.
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Nächste Öffnungstermine an der Bachstraße 93 sind an den Sonntagen 13. August, 3. und 10. September jeweils zwischen 14.30 und 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen können Führungen außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden. Die Ausstellungsdauer ist bis September 2007 geplant. Infos unter www.brueckenhofmuseum.de und Telefon 0 22 23/912 623.

Quelle: General-Anzeiger vom 10.08.2006